In den vergangenen Wochen war einiges los, und auch in den kommenden Wochen steht einiges an. Ich bin dadurch in einen Alltags-Stress geraten, in dem das Wichtigste erledigt wird, aber auch einiges auf der Strecke bleibt, was ich mir vorgenommen hatte. Es ist eine Art Überlebensmodus, um fleißig alles abzuliefern, was mir wichtig erscheint. Ansonsten suche ich Ablenkung, um ein wenig Distanz zu gewinnen zu all den Entscheidungen, die ich getroffen habe und noch zu treffen habe. Es bleibt dann immer weniger Zeit für Ruhe und wirkliche Reflexion meines Handelns. Stattdessen etabliert sich ein andauerndes Wechselspiel aus entscheiden und handeln, gefolgt von ablenken und konsumieren. Ich spüre, wie mich dieses Wechselspiel immer unruhiger macht, und Gleichzeit eine gewisse Sucht bewirkt. Es dämmert mir die Einsicht, dass es so nicht weiter gehen soll und ich diese Dynamik durchbrechen muss.
Während ich diese Zeilen schreibe kann ich an mir selbst beobachten, dass das freie Schreiben eines Textes aus dem Strom meiner Gedanken heraus ein gutes Werkzeug ist, genau dies zu erreichen. Beim Schreiben bin ich aktiv tätig und reflektiere gleichzeitig meine Gedanken. Durch das Verbinden einer produktiven Handlung mit einer Strukturierung der Gedanken kann sich mein Geist wieder etwas beruhigen. Darin liegt auch der Wert eines Tagebuches. Ein Tagebuch zu führen steht auf der Liste von Dingen, die ich gerne umsetzen möchte. Im Winter ist mir dies bereits einige Monate gelungen. Irgendwann im Frühjahr ist diese Tätigkeit dann im Sande verlaufen. Seitdem ist kein einziger Tagebucheintrag mehr entstanden. Jetzt wird mir langsam wieder bewusst, welchen Wert, welche Aufgabe das Tagebuch hat. Es ist eine weitere tägliche Aufgabe, aber es unterstützt die Verarbeitung des Erlebten und eine Fokussierung der Gedanken auf das Wesentliche, und darum lohnt es sich.
Es passiert so schnell, dass unser Anspruch an Orientierung und innere Ruhe vom Strudel des Alltags aufgesogen wird. Dann denken wir nur noch das Nötigste, erledigen Pflichten, die wir zuvor festgelegt haben, sind immer unter Spannung, und brauchen Ablenkung zur Entspannung. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass es an der Zeit ist, wieder zur Ruhe zu kommen. Ohne aktives Mobiltelefon in die Natur zu gehen, so lange und regelmäßig wie möglich. Mit einem Stift und Papier, oder, so wie ich, mit einer Tastatur und einem Bildschirm die eignen Gedanken aufzuschreiben beginnen. Das Schreiben eines Textes hat eine ganz andere Qualität, wenn ich nicht mit einem Ziel an einer Aufgabe arbeite, sondern einfach schreibe, was mir durch den Kopf geht. Diese Arbeit hat ihren Wert nicht im Ergebnis, sondern in der Tätigkeit selbst. Der entstandene Text hat seine Aufgabe bereits erfüllt, wenn der Geist beim Schreiben ein wenig zur Ruhe gekommen ist.
Wir bemerken, dass uns die durch Ablenkung erkaufte Erholung keine wirkliche Entlastung bringt. Wir fühlen uns weiterhin getrieben. Dauerhaft wirksame Erholung wird nur möglich durch Ruhe, durch Zeit für uns selbst: in der Natur oder in einer anderen friedlichen Umgebung. Dann brauchen wir irgendwann keine Ablenkung mehr, um uns damit ein paar Minuten Erholung, oder besser Distanz, zu erkaufen. Es wird mir dann wieder möglich, einfach kurz inne zu halten, und einen Moment der Ruhe zu erschaffen, aus eigener Kraft, in jeder Situation.
In dieser Ruhe ist dann wieder die Kraft zu finden, den Alltag weiter zu bewältigen. Und nicht nur das, auch die Kraft, den Alltag langsam zu wandeln in eine Richtung, die uns wieder mehr Freude bringt, liegt in dieser Ruhe. Wir sehen dann, dass wir uns entwickeln, dass sich etwas verändern lässt, und das gibt uns neue Kraft und neue Motivation.