Leben, Technik, Optimierung

Die Idee, durch das Leben geschaffene Organismen mit Technik zu ergänzen oder zu ersetzen, erfreut sich einem wachsenden Interesse. Mehr noch, lebende Organismen werden zunehmend mit Methoden aus der Technik zu verwalten und zu optimieren versucht. Das betrifft Pflanzen, Tiere, aber auch Menschen selbst. Hier liegt die besondere Relevanz der Philosophie und Erkenntnistheorie für die heutige Zeit. Dieses Phänomen hat unter anderem mein Interesse an der Erkenntnistheorie geweckt.

Das etwas nicht stimmen kann mit der Idee, ein Lebewesen wie eine Maschine zu behandeln, wird für mich immer deutlicher. Es mangelt an einem Verständnis dafür, was Leben eigentlich ist, wohin es sich entwickeln sollte. Und das lässt die Gesellschaft und die einzelnen Menschen in die Orientierungslosigkeit fallen. Entsprechend hoch ist die Nachfrage an von außen gegebenen und dann übernommenen Aufgaben, oft inklusive Lösungsansatz und mit scheinbar klaren Zielvorgaben.

Hier und da lässt sich beobachten, dass Teilbereiche ohne Rücksicht auf ihre Umgebung in Bezug auf eine Kennzahl optimiert werden, nicht nur im Bereich der lebenden Organismen. Wohin wir eigentlich schreiten, und wie die Welt als Ganzes dabei verändert wird, entnehmen wir oft einer oberflächlichen, kaum an die Wirklichkeit gebundenen Vorstellung, die sich mithilfe gekaufter Studien in einen Mantel der Wissenschaftlichkeit kleidet.

Wenn ein Ziel auf die Optimierung einer Zahl abstrahiert wird, die mithilfe bestimmter Methoden erhoben werden muss, dann wird sich die menschliche Kreativität auf die Optimierung dieser Zahl fokussieren. Es wird jede Möglichkeit genutzt werden, auf diese Zahl einzuwirken, und das eigentliche Ziel wird schnell aus den Augen verloren. Dafür eskaliert der Umfang der Regeln und Maßnahmen zur Optimierung der Zahl immer weiter. Ob dabei versucht werden soll, sich dem eigentlichen Ziel wieder anzunähern, oder der ganze Optimierungsprozess für weitere Interessen mitbenutzt wird, soll jeder selbst beurteilen. Irgendwann wird dann vielleicht eine Bilanz gezogen und festgestellt, was jeder, der hingeschaut hat, schon lange vorher erkennen konnte: durch die Optimierung der Zahl wurde das Ziel entweder gar nicht oder nur mit unnötig hohen Kollateralschäden erreicht. Dass dieser Weg dennoch gewählt wird, könnte daran liegen, dass wir Lösungen suchen, die messbar sind und mathematisch nachvollzogen werden können. Eine Abwägung gilt als subjektiv und unwissenschaftlich. In der Folge werden zur Problemlösung klare Regelungen gesucht, wie wir sie in der Regelungstechnik erfolgreich einsetzen. Komplexen Sachverhalten und insbesondere lebenden Organismen wird man damit aber selten gerecht.

Wie sich jeder Einzelne in dieser Situation positioniert, hängt auch davon ab, inwieweit von der eigenen Erkenntnisfähigkeit Gebrauch gemacht wird. Es wäre vermessen und kontraproduktiv, eine für alle gleiche Position als die Richtige durchsetzten zu wollen. Es ist mein Wunsch, dass jeder Mensch seine Freiheit im Denken findet und nutzt. Die Entscheidung, einen Weg zu gehen, muss freiwillig erfolgen.

Viele Bemühungen der heutigen Zeit im Bereich Gesundheit und Kultur sind geprägt durch ein materialistisches Weltbild. Daraus leitet sich oft der gewählte Ansatz für die verfolgte Strategie ab. Methoden, die nicht auf Eingriffen in die Materie gründen, werden belächelt, ausgeschlossen oder sogar bekämpft. Denn mit einem materialistischen Weltbild müssen diese Methoden als Wirkungslos, als Betrug verurteilt werden. Auf Grundlage der Annahmen dieses Weltbildes können diese Methoden schon aus rein logischen Gründen nicht funktionieren und sind daher auch keiner weiteren Betrachtung würdig. Mit Logik lässt sich jedoch alles begründen, wenn passende Annahmen gemacht und nicht hinterfragt werden. An dieser Stelle steht auch der Materialismus auf sehr wackeligen Füßen. Denn die Grundannahmen dieser Weltanschauung sind keineswegs so unantastbar, wie es die vorherrschende Überzeugung vermuten lässt. 

Der Aufbau des heutigen materialistischen Weltbildes ist eine großartige und wichtige Leistung. Wir haben dabei viel gelernt. Es wurde eine gute Methodik entwickelt. Wir haben unser logisches Denkvermögen genutzt und geschult, unseren Verstand eingesetzt und ausgebildet. Die Beschreibung der physischen Welt eignet sich dafür hervorragend, denn wir können sie beobachten, manipulieren und wieder beobachten. Sie gibt uns immer messbare Rückmeldungen. So erhalten wir ein gutes Modell, ein gutes Verständnis der Wirklichkeit. Wir können aber auf diese Weise nicht alles erklären. Die Gesetze der Physik können das Leben nur in seiner Erscheinung beschreiben, nicht erklären. Weder seinen Ursprung noch das Wachstum einer einzigen Pflanze. Das Verständnis, das Weltbild wird unvollständig bleiben, wenn wir nicht über die physische Welt hinaus beobachten und forschen lernen. Erst dann können wir verstehen, wie die lebendigen Phänomene, die wir in der physischen Welt beobachten, bewirkt werden.

Sobald wir anfangen, das Leben zu erforschen und besser zu verstehen, und aufhören, unseren Körper und unsere Gesellschaft wie eine Maschine zu behandeln, werden wir unseren körperlichen und geistigen Gesundheitszustand erheblich verbessern können. Die Technik lässt sich sicher noch weiter optimieren. Wir sollten nur aufpassen, dass wir uns und das Leben dabei nicht völlig aus den Augen verlieren. 

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