Die Weltanschauung ist die Methode, mit der wir unser Weltbild erweitern. Im Verlauf eines jeden menschlichen Lebens bildet sich ein individuelles Weltbild, und im Idealfall entwickelt sich dieses das ganze Leben lang weiter. Diese Entwicklung ist für unsere Gesundheit und unser Glück wesentlich. Eine gute Methode für diesen Prozess ermöglicht es uns, im Verlaufe eines Lebens ein umfassendes und wahres Weltbild aufzubauen. Unsere Weltanschauung hat deshalb einen sehr großen Einfluss auf den Verlauf unseres Lebens.
Unser Weltbild ist unser persönliches Begriffsnetzwerk. Es entsteht aus Erfahrungen, und unsere Erfahrungen sind bereits etwas persönliches. Erfahrung erfordert Wahrnehmungsvermögen und Denkvermögen. Wenn wir Kraft unseres Denkens eine Wahrnehmung mit einem Begriff verbinden, so sprechen wir von einer Erkenntnis. Dabei wird die sinnlich wahrgenommene Form mit dem Begriff angereichert. Haben wir etwas erkannt, wenden wir unser Wissen von dem Begriff auf die Wahrnehmung an, und können diese ergänzen. Sehen wir etwas bekanntes, zum Beispiel einen Apfel, so verbinden wir mit diesem den zugehörigen Begriff. Wir haben dann auch schon eine Vorstellung davon, wie der Apfel im innern aufgebaut ist, ohne den Apfel, den wir sehen, anbeißen zu müssen. Wahrnehmung und Begriff entspringen der Wirklichkeit. Die Vorstellung repräsentiert diese Wirklichkeit in uns, und das auch über den Moment der Wahrnehmung hinaus.
Mit jeder Erkenntnis entwickelt sich auch ein individualisierter Begriff. Unser Weltbild ist nicht nur durch die Auswahl der enthaltenen Begriffe individuell. Es wird auch geprägt durch die Gestalt der Begriffe, welche diese durch den Bezug zu unseren Wahrnehmungen erhalten. Unsere Wahrnehmungen schließen sich an die Begriffe an, und deshalb enthält unser Weltbild die allgemeinen Begriffe in einer besonderen Form. Diese persönliche Prägung der Begriffe ist eine Folge unserer Perspektive, unseres Wahrnehmungsfeldes. Die individualisierten Begriffe nennen wir auch Vorstellungen. Unsere Erfahrung ist die Summe unserer Vorstellungen. Unser Weltbild entsteht aus unserer Erfahrung. Wir können neue Informationen nur auf Basis unserer bisherigen Erfahrung interpretieren.
Was ist nun eine Weltanschauung? Wie betrachte ich meine Weltanschauung, meine Methode der Netzwerkbildung? Das Denken bezieht Begriffe auf Wahrnehmungen und schafft damit unsere Vorstellungen. Aus diesen individualisierten Begriffen besteht unser Weltbild. Unser Anspruch an unser Weltbild liegt im Idealfall darin, alle unsere Erfahrungen, Vorstellungen und Begriffe miteinander in Einklang zu bringen, also in einem harmonischen Netzwerk zu verknüpfen.
Was wir wahrnehmen hängt auch davon ab, wie wir beobachten. Ein ursprünglicher und schöpferischer Geist beobachtet offen und unvoreingenommen. Dabei geht es nicht um die Bestätigung einer zuvor aufgestellten Theorie oder die Festigung eines Weltbildes. Es geht nicht um Autoritätsglaube oder um Zugehörigkeit, die durch Übernahme gegebener Ansichten erkauft wird. Es geht darum, die Beobachtung frei von Spekulation, Theorie und Erwartungen auf die Wirklichkeit zu richten. Eine auf dieser intuitiven Methodik basierende Weltanschauung ist in der Lage, das Beobachtete zu verbinden und eine Erkenntnis des Ganzen zu erreichen.
Dieser Weltanschauung kann das Bedürfnis nach einem stabilen Weltbild, das mit den Weltbildern der Menschen in meinem Umfeld übereinstimmen soll, im Wege stehen. Dann wird eine Entwicklung des eigenen Weltbildes als Bedrohung wahrgenommen, durch die ich mich von meinem Umfeld entfremde. Unsere Gefühle spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung unseres Weltbildes. Unsere Gefühle fordern uns heraus, wenn wir unsere Weltanschauung ändern wollen. Und das soll auch so sein. Denn erst durch das Fühlen werden wir zum Individuum. Unsere Gefühle machen uns lebendig. Wir beziehen Wahrnehmungen nicht nur auf einen Begriff, sondern auch auf uns selbst. Wir erschaffen einen individuellen Bezug, der sich als Gefühl ausdrückt. Auch diese Gefühle prägen unsere individualisierten Begriffe, unsere Vorstellungen. Um uns zu entwickeln, müssen wir daher auch über unseren eigenen Schatten springen. Wir müssen lernen, nicht nur mit unseren Vorstellungen zu denken, sondern auch mit den allgemeinen Begriffen. Diese Art des Denkens ist der Schlüssel zu Gewissheit und Freiheit, und damit zum Leben.
Anmerkung:
Über Weltbild und Weltanschauung steht der gleiche Oberbegriff. Beide Worte werden auch häufig als Synonym verwendet. In diesem Artikel unterscheide ich die beiden Wörter jedoch. Das Weltbild ist hier etwas spezieller, es geht dabei im Detail um die einzelnen Vorstellungen, die ich mir gebildet habe. Mein Weltbild enthält zu allen Dingen, mit denen ich bereits Erfahrung gemacht habe, meine Interpretation, mein Verständnis, meine individuelle Vorstellung dessen, was ich erlebt habe. Die Weltanschauung ist hier allgemeiner, es geht dabei um die grundsätzliche Struktur einer Ansicht, wie die Realität aufgebaut sei und zu mir in Beziehung stehe. Beispiele sind Monismus, Dualismus und Pluralismus. Diese Anschauungen lassen sich weiter aufgliedern und geben letztlich vor, wie ich meine Aufmerksamkeit ausrichte, welche “Schubladen” ich habe, und welche Wahrnehmungsfilter sich bei mir entwickeln. Daraus leitet sich meine Methode ab, wie ich mein Weltbild mit neuen Details anreichere. Es geht um meine Auffassung bezüglich der Wirklichkeit und der Beziehung zwischen meiner erlebten Individualität und der Welt als Ganzes. Davon hängt ab, wie ich die Welt anschaue, und letztlich auch was ich in der Folge zu erkennen glaube und überhaupt erkennen kann.