Was ist ein Begriff?

Die Worte Begriff und Idee haben hier in diesem Blog eine sehr ähnliche Bedeutung. Die Idee ist dabei relativ zum Begriff umfangreicher. Die Verbindung mehrere Begriffe führt uns zu einer Idee. Diese Idee bildet zugleich auch wieder einen Begriff, der sich mit weiteren Begriffen wieder zu einer weiteren Idee verbinden lässt. Diesem Prozess folgend kommt man irgendwann zu einer allumfassenden Idee, die alle Begriffe in sich enthält. Erst bei dieser Idee ist es dann nicht mehr sinnvoll, sie auch als Begriff zu bezeichnen. Denn ein Begriff ist auch dadurch gekennzeichnet, dass er zu seiner Umgebung abgegrenzt ist. Ein Baum ist verbunden mit dem Boden, in dem er wächst. Der Begriff Baum zieht eine Grenze zwischen den Wurzeln und dem umgebenden Erdreich. Begriffe dienen der Unterscheidung. Dies ist eine Pflanze und dies ist ein Mineral. Ideen dienen der Verbindung. Dies ist ein Kraut und dies ist heißes Wasser. Eine Idee verbindet beides zu einem Tee. Der Tee kann dann auch wieder als Begriff erfasst werden, und ist auch klar zu unterscheiden von zum Beispiel einem Kaffee.

Beziehungen zwischen Wahrnehmungen vermittelt das Denken immer in Form eines Begriffs. Wird es plötzlich ganz kurz sehr hell, gefolgt von einem lauten Grollen, verbindet das Denken diese Eindrücke. Haben wir bereits den Begriff des Gewitters in unserem Weltbild, werden wir damit direkt die oben beschriebenen Wahrnehmungen in Beziehung setzen können. Den Zugang zu neuen Begriffen ermöglicht uns die Intuition, so wie uns die Beobachtung den Zugang zu den Wahrnehmungen gibt. Wir finden neue Begriffe, indem wir begrifflich denken. Das bedeutet, wir versuchen, die Wahrnehmung mit uns bekannten Begriffen zu beschreiben. Sehen wir ein gezeichnetes Dreieck auf einem Blatt Papier, könnten wir es beschreiben als drei Punkte, die alle mit geraden Linien verbunden sind. Wir haben dann die Begriffe Punkt und gerade Linie verbunden und die Idee des Dreiecks gefunden. Damit haben wir auch einen entsprechenden Begriff gebildet. Da wir von uns bekannten Basisbegriffen ausgegangen sind, kann diese Methode als Bottom-Up-Prinzip bezeichnet werden. Für diese verbindende Tätigkeit nutzen wir unsere Vernunft. 

Haben wir uns durch begriffliches Denken eine Idee bekommen, so führt das nicht direkt zu einem vollständig erfassten und vernetzten Begriff in unserem Weltbild. Die neue Idee muss durch weitere aktive Tätigkeit des Denkens als Begriff entwickelt und in unserem Netzwerk vernetz werden. Wir können also nur Ideen verarbeiten, die einen Bezug haben zu uns bereits bekannten Begriffen. Nur dann ist eine Integration der Idee in unser Begriffsnetzwerk möglich. Wir müssen nicht alle in einer Idee enthaltenen Begriffe bereits kennen, um diese Idee integrieren zu können. Ein einziger Bezug kann schon ausreichend sein. So kommen wir zu Begriffen in unserem Netzwerk, die nach unten nicht vollständig vernetzt sind. Wir wollen dann diese Begriffe klären und nutzen dazu das Top-Down-Prinzip. Wir analysieren den Begriff und suchen nach uns schon bekannten Begriffen, die wir mit dem zu klärenden Begriff als Basisbegriffe verknüpfen können. Für diese Tätigkeit nutzen wir unseren Verstand. Fehlen uns dabei Basisbegriffe, kann der Begriff nicht vollständig geklärt werden und wir müssen nachforschen, weitere Begriffe bilden.

Das Bilden und Klären und klären von Begriffen ist kein plötzlicher Vorgang. Es mag manchmal so sein, dass wir eine Idee finden und diese direkt sehr umfassend verstehen. Dann sind wir auf diese Idee sehr gut vorbereitet gewesen, durch umfangreiche Vorkenntnis der enthaltenen Begriffe. Bei einfachen Ideen wie einem Dreieck ist das für viele Menschen der Fall. Das ist jedoch eher die Ausnahme, denn Begriffe sind meist deutlich umfangreicher, insbesondere in der Natur. Meist erleben wir einen Moment der Freude im Moment der Intuition, wenn wir eine Idee finden. Wir verarbeiten die Idee dann und es tauchen bei anhaltender Beschäftigung mit der Idee wieder oft wieder Fragen auf. Wir müssen weitere Basisbegriffe suchen und hinzufügen. Wir gehen dann über von der Begriffsbildung über in die Begriffsklärung. 

Die Begriffsbildung erfordert Kenntnis einiger oder zumindest eines Basisbegriffs. Um eine Brücke erfassen zu können, muss ich den Begriff des Weges kennen. Ideen, die auf mir bekannten Konzepten aufbauen, sind mir gut zugänglich und verständlich. Es ist nicht möglich, eine Idee zu verarbeiten, die keinerlei direkte Verbindung zu mir schon bekannten Begriffen hat. Es ist auf der anderen Seite auch nicht erforderlich, bereits alle Basisbegriffe zu kennen. Es muss also immer Verbindungen geben zwischen den Begriffen und Ideen. In vielen weiteren Schritten können wir diese Verbindungen dann ausbauen.

Begriffe sind allgemein und abstrakt, und wir nutzen sie im Alltag häufig nicht direkt. In unserem Bewusstsein sind die Begriffe verdeckt durch unsere Vorstellungen. Hinter allen Vorstellungen und sinnlichen Erscheinungen verbirgt sich eine Idee, ein Begriff. Die Vorstellung ist individuell, denn wir haben alle etwas andere Bilder im Kopf, wenn wir zum Beispiel an einen Tee denken. Dennoch können wir uns über Tee unterhalten und einander verstehen. Denn hinter dem individualisierten Begriff des Tees, also unserer Vorstellung eines speziellen Tees, vermutlich in einer Tasse oder Kanne, ist auch noch der allgemeine Begriff des Tees vorhanden. Dieser ist bei allen Menschen gleich, sofern sie ihren Fragen über Tee nachgegangen sind und den Begriff gebildet haben. Das Denken mit Vorstellungen erschafft Gedankenbilder. Begriffliches Denken sucht und liefert die Basisbegriffe, und bildet und stabilisiert damit die Verbindungen zwischen unseren Begriffen Es macht unser Begriffsnetzwerk vernetzter und vollständiger.