Wir sind umgeben von einer lebendigen Welt. Es wachsen Pflanzen, es summen Insekten, es fliegen Vögel, es laufen Tiere und Menschen überall um uns herum. Alle haben sie eines gemeinsam: einen Körper, gebaut aus wenigen dutzend verschiedenen Elementen. Die gleichen Elemente, die wir auch an anderen Stellen finden: in der Luft, im Boden, im Wasser. In den Lebewesen finden wir sie angeordnet, in einer Art, wie sie nur dort zu finden ist. Und wir stellen uns die Frage, woher kommt diese Ordnung? Was bewirkt sie? Und warum ist sie nicht von Dauer, warum altert und stirbt jeder lebende Organismus?
Diesen Fragen haben sich schon viele Individuen und Kulturen auf ganz andere Art und Weise angenähert. In den vergangenen Jahrzehnten wurde viel Zeit und Mühe investiert, diese Frage auf Basis der Naturgesetze zu ergründen. Der Ansatz ist der Folgende: Wir beobachten physische Objekte. Wir zerlegen diese Objekte in ihre Bestandteile. Wir untersuchen, wie diese Bestandteile aufeinander einwirken. Wir finden Regeln und begründen die Chemie. Wir bilden ein Modell, welches die beobachtbaren Phänomene erklären kann. Durch das Atom-Modell mit seinen Protonen, Neutronen und den auf die verschiedenen Energieniveaus verteilten Elektronen lässt sich das Verhalten der Materie gut begreifen. Aber nur so lange, wie die Materie nicht teil eines lebenden Organismus ist. Es gibt kein Gesetz der Chemie oder Physik, dass beschreibt, wie sich durch das Zusammenbringen bestimmter Element in passender Menge und Zustand ein lebender Organismus bildet. Lebende Organismen sind da, aber wie sind entstanden sind, lässt sich anhand der Gesetze der Physik nicht nachvollziehen. Ein Ansatz, der aus diesen Gesetzen nichts Weiteres zulässt, kann annehmen, dass der erste Organismus, der sich selbst vervielfältigen konnte, eine zufällig entstandene Partikelanhäufung war. Das ist aus statistischer Sicht eher unwahrscheinlich und erklärt auch nicht, welche Kräfte im Organismus die Vervielfältigung bewirken..
Wir sehen, wie auch in lebenden Körpern die Gesetze der Physik gültig sind. Wir kennen die Bausteine, aus denen die Körper zusammengesetzt sind, und wir kennen die Kräfte, die zwischen diesen Bausteinen wirken. Und wir wollen die Entstehung und Entwicklung der Organismen mit den Gesetzen der Physik erklären. Es werden also die Gesetzmäßigkeiten gesucht, die dafür sorgen, dass sich die Elemente im Organismus so anordnen, wie wir sie vorfinden. Die Tatsache, dass wir diese Anordnungen vorfinden, auch in unserem eigenen Körper, legt die Theorie nahe, dass es Kräfte und Naturgesetze geben muss, die eine solche Ordnung bewirken. Unsere moderne Forschung geht dabei von den zunächst unbelebten Bausteinen des Universums aus und sucht die Gründe für die Entstehung des Lebens in den Kräften, die von diesen Bausteinen ausgehen. Damit lässt sich erklären, warum die Sonne Licht und Wärme abstrahlt und wie eine Pflanze es schaffen kann, die Bindung von Kohlenstoff und Sauerstoff zu lösen. Wass sich nicht erklären lässt, ist warum die Pflanze existiert und warum sie wächst.
Dass die Pflanze wächst, steht zwar nicht in Konflikt mit den Gesetzen der Physik, lässt sich mit diesen aber auch nicht begründen. Es sind keine im Atom eingebetteten Eigenschaften zu finden, die bewirken, dass dieses Atom zum Wachstum einer Pflanze oder irgend eines anderen Lebewesens beitragen wird. Die Erforschung des Lebens geht deshalb über die Atome hinaus. Es besteht in der modernen Wissenschaft mit ihrem teilchenbasierten Weltbild die Hoffnung, dass eine weitere Zerlegung des Atoms, ein Verständnis der Kräfte zwischen den noch kleineren Teilen, oder auch eine Rückführung der Teilchen auf Energie, irgendwann das Leben wird erklären können.
Zum Leben zählen wir auch das Denken. Das Denken soll ebenfalls zurückgeführt werden auf die Gesetze der Physik, auf die Kräfte zwischen den Teilchen. Denken wird als ein Phänomen angesehen, dass in komplexen Lebensformen durch die Wechselwirkung der in diesen Organismen angeordneten Partikel bewirkt wird. Daraus folgernd wird das Denken und damit auch das Ich-Bewusstsein und das Leben als ein Nebenprodukt von Strukturen angenommen, die nur durch die physikalischen Gesetze bestimmt sind. Alles nicht in der Materie gegründete wird als spekulative Metaphysik oder als unwissenschaftlich bezeichnet.
Dem gegenüber steht die Idee, dass Denken in komplexen Lebewesen nicht durch die Wechselwirkung ihrer Bausteine erzeugt wird, sondern in diesen Organismen lediglich zu einer Erscheinungsform kommt. So wie eine elektromagnetische Welle durch ein Radio für das Ohr hörbar werden kann, so erscheint das Denken in der physischen Welt in lebenden Organismen. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass durch Beobachtung der physikalischen Vorgänge im Körper eben nur eine äußere Erscheinungsform des Denkens untersucht werden kann. Um das Wesen des Denkens und des Lebens zu ergründen, ist es notwendig das Denken selbst zu beobachten und zu erforschen. In anderen Worten, wenn wir etwas über Musik lernen wollen, sollten wir das Radio nicht auseinander nehmen, sondern wir sollten ihm zuhören.