Die Welt als Arena

Die Bücher der Romanreihe “Hunger Games” sind mit Blick auf das Verhältnis von Mensch und Gesellschaft sehr spannend und wertvoll. Das gilt auch für die Verfilmung. Es ist sehr eindrucksvoll erlebbar, wie sich das Verhalten von Menschen beeinflussen lässt durch die Umgebung, in der sie sich befinden. Und es ist ebenfalls sehr eindrucksvoll gezeigt, wie umfangreich und grundlegend diese Umgebung mit den darin geltenden Regeln geformt werden kann, um bestimmten Zwecken zu dienen und ein gewolltes Verhalten zu bewirken. Dies wird auch direkt angesprochen, als Peeta und Katniss vor den Spielen in der Hauptstadt auf der Dachterrasse sitzen. 

Wenn wir jung sind, nehmen wir die Welt, wie sie sich uns zeigt. Wir lernen die Regeln unserer Umgebung. Wir adaptieren ein Verhalten, wir passen uns an. Die Umgebung erschient uns zunächst als gesetzt, wir hinterfragen erst ab einem gewissen Alter. Wir gehen zunächst davon aus, dass die Regeln entweder immer schon da waren, oder eine Berechtigung haben, von Menschen oder von Gott mit redlichen Absichten für Menschen geschaffen wurden. Vielleicht glauben wir auch, so wie ich früher, dass die Regeln sich aus der Natur des Menschen ableiten, das Wesen der Menschen reflektieren und aus diesem hervorgegangen sind. Irgendwann kann es passieren, dass wir bemerken, wie sehr unser Verhalten beeinflusst wird, und wie unterschiedlich diese Einflüsse sein können. Hier war mir die Romanreihe “Hunger Games” eine große Hilfe, weshalb ich sie hier auf meinem Blog erwähnen möchte. In den Büchern und den Filmen sind viele Phänomene anschaulich dargestellt, und es werden viele philosophische Themen berührt. 

Solange wir zufrieden und unkritisch sind, wird uns keine Arena auffallen, zumindest nicht negativ. Das sollte der Fall sein, solange wir Kinder sind. Mit der Pubertät beginnen viele Menschen, hier und da unzufrieden und kritisch zu werden. Es ist aber noch schwierig, die Kritik zu formulieren, etwas einzufordern, oder gar auf die Umgebung gestalterisch einzuwirken, weil wir in dieser Zeit große Entwicklungsschritte durchmachen, mit Veränderungen an uns selbst konfrontiert werden, und auch noch nicht viel Erfahrung haben. Mit zunehmendem Alter werden wir, wenn wir daran arbeiten, schließlich erwachsen. In jedem Fall werden wir mündig und dürfen mehr selbst entscheiden, bekommen mehr Handlungsspielraum innerhalb der an uns gerichteten Erwartungen. Wir können uns sogar soweit befreien, dass wir uns über Erwartungen, die an uns gerichtet werden, hinwegsetzen. Dann kommen wir in Berührung mit der Arena. Denn in der Arena gibt es Regeln, es gibt Gesetze. Wenn wir jung sind, lernen wir den Regeln entsprechend zu handeln, und sogar, ihnen entsprechend zu denken. Unsere Eltern sind bereits in der Arena aufgewachsen, und was sich seitdem geändert hat, können wir im Kindergarten, in der Schule, in Film und Fernsehen und in den sozialen Medien lernen. So wachsen wir in die Arena hinein, und solange wir so denken, wie wir es gelernt haben, bemerken wir die Arena kaum. Vor allem merken wir nicht, wie sehr uns die Arena beeinflusst und begrenzt. 

In einem ersten Schritt müssen wir also mit etwas konfrontiert werden, mit dem wir nicht einverstanden sind. Das sollte den meisten Menschen im Laufe ihres Lebens schon einmal passiert sein. In einem zweiten Schritt müssen wir den Anspruch haben, eine Lösung zu finden. Uns zwar mit einer ausreichenden Priorität, sodass wir uns die Zeit nehmen, die Sache genauer zu betrachten, und uns nicht direkt von etwas Anderem ablenken lassen. Wenn ich zum Beispiel in meinem beruflichen Umfeld nicht zufrieden damit bin, wie ich die Menschen um mich herum behandle, oder wie ich von ihnen behandelt werde, dann muss ich mir genau anschauen, wie es zu diesem Verhalten kommt. Oft gibt es Gründe für ein Verhalten, die auf die Regeln des Umfeldes zurückgeführt werden können. Wenn ich dann diese Regeln näher betrachte, und schaue wo sie herkommen, wo sie noch überall Wirkung zeigen, dann nähere ich mich den Regeln der Arena. Wenn ich mich bis zu den Glaubenssätzen vorgearbeitet habe, die den Regeln zugrunde liegen, dann bin ich beim Grundgerüst angekommen, aus dem die Arena aufgebaut ist. Bis dahin kommen viele Menschen nur zum Teil, denn es ist viel Arbeit und erfordert Zeit. Durch eigenständiges, logisches Denken können wir ausgehend von den kleinen und großen Ärgernissen des Alltags die Glaubenssätze der Gesellschaft finden. Das ist der Weg, den wir gehen müssen, um die Arena als das, was sie ist, sehen zu können.

Die Arena wird erschaffen von Kräften, die uns herausfordern. Würden wir zeitlebens von allen Seiten zu unserem besten Wohle versorgt, dann bräuchten wir keine Verantwortung übernehmen, bräuchten nie frei zu werden, und müssten uns auch nie zu Menschen entwickeln. Die wesentlichen Besonderheiten des Menschen sind sein Ich-Bewusstsein und seine Freiheit. Die letztere ist im Menschen als Potential angelegt, muss aber ergriffen werden. Dies erfordert Willenskraft und Arbeit. Erst wenn wir herausgefordert werden, können wir die nötige Gegenkraft aufbringen, die nötig ist, um unsere Freiheit zu ergreifen.