Mein eigener Weg

Viele Menschen haben grundsätzlich die Möglichkeit, ihren eigenen Weg zu gehen. Wie viele Menschen nutzen diese Möglichkeit? Wie viele Menschen sind mit Begeisterung im Leben, verwirklichen ihre Träume? Wie viele Menschen haben überhaupt Träume? Bei Kindern finden wir sie noch. Und dann meist irgendwann nicht mehr. Wir verwandeln uns vom Träumer zum pflichtbewussten Bürger, zur Arbeitskraft. Wir nehmen unseren Platz ein, von dem wir vielleicht glauben, ihn selbst ausgesucht zu haben, und führen ein bürgerliches Leben. Wir werden zur Randfigur der Weltgeschichte, wir tun unsere Pflicht, verschleißen, gehen ins Altenheim und dann ist das Leben auch schon vorbei. Zum Ausgleich werden wir konfrontiert mit all den Helden, mit denen wir uns auf der Leinwand identifizieren können, und auch einer lauten, aber kleinen Gruppe von Menschen, meist Milliardäre, die in unserer Welt mit ambitionierten Projekten für Wirbel sorgen. Gleichzeitig werden die Medien nicht müde, uns immer wieder zu sagen, wie wichtig unsere Stimme ist, dass wir unbedingt wählen müssen, damit die Welt eine gute Zukunft haben kann. Wir müssen auch unbedingt richtig wählen, damit die gewählt werden, die wissen, wie die Welt gerettet und die Demokratie erhalten werden kann. Und dass die Welt unbedingt ganz schnell gerettet werden muss, dass wird man auch nicht müde uns zu sagen. Wir werden ständig konfrontiert mit einer Reihe kaum greifbarer, auf abenteuerlichen Theorien basierenden, aber ganz sicher sehr gefährlichen Bedrohungen für uns und den ganzen Planeten. Wo bleibt da noch Platz für Träume? 

Am einfachsten ist es vermutlich, wenn ich mir die Projekte der Mächtigen zu eigen mache. Dann kann ich mich dem Klimaschutz, dem Pandemiemanagement, dem Kampf gegen den Terror (jetzt auch vermehrt gegen Rechts) oder anderen Projekten zuwenden, und bekomme dabei viel Rückenwind und viel Geld. Ebenfalls einfach ist es, sich genau auf die andere Seite zu begeben, zu denen, die wenig überzeugt und begeistert sind von den oben genannten Projekten und sich dagegen stemmen. Diese beiden Lager können sich nun gegenseitig Lügen und Ignoranz vorwerfen, sich mit Schmutz bewerfen und dabei viel Lärm erzeugen. Gleichzeitig können sich beide der Überzeugung hingeben, dass die Durchsetzung ihrer Absichten für den Erhalt der Menschheit unverzichtbar ist und daher jedes Mittel, zu dem sie greifen, rechtfertigt. Auf diese Weise könnte es tatsächlich gelingen, die Menschheit in den Abgrund zu führen. Auf jeden Fall gelingt es, sie zu einem Großteil zu versklaven und von eigenen Initiativen fernzuhalten. 

Es ist nicht so einfach, in unserem von Lügen, Drohungen und Täuschungen dominierten gesellschaftlichen Umfeld seinen eigenen Weg zu finden. Allzu schnell wird man vereinnahmt von den unfassbar dringenden Projekten derer, die sagen, dass sie es besser wissen. Das Wissen kommt ja schließlich aus einer unabhängigen, streng objektiven, nur der Wissenschaftlichkeit und Wahrheit verpflichteten Quelle. Oder nicht? Dieses Weltbild kann in jedem Einzelnen nur so lange bestehen, wie das System, welches heute die Quelle dieses Wissens ist, entweder gar nicht oder durch eine sehr stark eingefärbte Brille betrachtet wird. Für die Mächtigen unter uns reicht es aber auch, wenn der Einzelne nicht das Selbstbewusstsein hat, die Aussagen von Autoritäten infrage zu stellen, und im Zweifel eher die eigene Vernunft anzweifelt. Hast du eine Idee, wo wir lernen, genau so zu denken?

Wir sind Riesen, denen man eingeredet hat, sie seien Zwerge. Wenn wir unseren eigenen Weg gehen wollen, müssen wir uns zuerst wieder der Tatsache bewusst werden, dass wir Riesen sind. Wir müssen das Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten wieder entwickeln. Dann können wir die nötige Distanz aufbauen zu all dem Lärm um uns herum. Dann können wir wieder uns selbst zuhören. Dann sind wir nicht länger Figuren derer, die sich um uns herum aufplustern und wichtig machen. Wir sind dann in der Lage, uns selbst einen Überblick zu verschaffen. Selbst die Wirklichkeit zu beobachten. Entscheidungen zu treffen. Wir können dann selbst erkennen, was wir zu dieser Welt beitragen wollen. Wir haben eine Chance, uns selbst zu hören, und unsere eigene Lebensaufgabe zu finden. Dann brauchen wir nur noch den Mut, unsere eigene Aufgabe auch anzugehen. So können wir schließlich zu freien Menschen werden.

Du magst dich fragen, ob das nicht viel zu gefährlich ist, eine Welt mit freien Menschen. Da könnte ja alles Mögliche passieren. Es gab mal eine Zeit, in der die Menschen geführt wurden. In der sie nur tun mussten, was ihnen gesagt und gezeigt wurde, und sie dafür mit einem Paradies belohnt wurden. Diese Zeiten sind vorbei. Wir leben im Zeitalter der Lüge. Wenn wir jetzt nur tun, was uns gesagt wird, dann führt das zu Chaos und Untergang. Wir werden dann zu Zwergen erniedrigt, ausgebeutet und gegeneinander ausgespielt. Wir sind daher in diesen Zeiten dazu aufgefordert, frei zu werden. Uns zu lösen vom Diktat der Autoritäten. Wir sind aufgefordert, selbst die Wahrheit zu erkennen. Selbst einen Überblick zu gewinnen. Selbst, aus eigenem Antrieb, aus eigener Vernunft zu handeln. In der heutigen Zeit auf diesem Planeten zu leben, ist eine enorme Herausforderung. Es ist eine große Ehre, jetzt hier sein zu dürfen. In der heutigen Zeit braucht die Welt freie Menschen. Je mehr, desto besser.